Blumen für das Gewerbe

Die Gärtnerei Thiele ist das erste und älteste Unternehmen im Industriepark Kassel

Blumen Thiele„Hier draußen war nichts“, sagt Alfred Thiele. „Ich konnte als Kind bis nach Bergshausen gucken, wenn die Äcker abgeerntet waren.“ Vom Firmengrundstück an der Falderbaumstraße 4 reicht der Blick heute nur wenige Meter weit bis zur Hallenwand eines Möbelhauses. Es ist viel gebaut worden im Industriepark, seit Eckehard Thiele die Gärtnerei in Waldau auf der grünen Wiese gegründet hat. Das war im Jahr 1956. Blumen Thiele ist das erste und älteste Unternehmen im größten Gewerbegebiet der Region.
Heute führt der Sohn des Gründers, Kreisgärtnermeister Alfred Thiele (56), das Unternehmen als Gesellschaft bürgerlichen Rechts gemeinsam mit seiner Ehefrau Karin (55). Sie sorgt als gelernte Floristin für die passende fachliche Ergänzung. Die Blumensträuße sind nicht nur bei den Betrieben im Industriepark gefragt. Auch viele Stammkunden decken sich im kleinen Laden an der Falderbaumstraße mit frischen Blumen ein. Dass Blumen Thiele kein Ladengeschäft in der Stadt hat, zahlt sich heute aus: Es fallen keine teuren Mieten an. „Unser Preis-Leistungsverhältnis ist okay“, sagt der Chef, der zudem einen Blumenservice mit kostenloser Lieferung im Industriepark anbietet. Viele Betriebe nutzen das Angebot regelmäßig. „Ihr macht gescheite Sachen“, bekommt das Thiele-Team, zu dem fünf Auszubildende, eine Floristin und drei regelmäßige Aushilfen zählen, öfter von Kunden zu hören.
Auch die regelmäßige Pflanzen- und Grünanlagenpflege für einige Firmen im Industriepark sorgt für Umsatz, der bei rund 300 000 Euro jährlich liegt.
Anteil daran hat auch der Blumen-Direktverkauf am Marktstand. Regelmäßig sind die Thieles an der Kasseler Markthalle und auf dem Wochenmarkt in Baunatal zu finden. Derzeit sind Sträuße mit farbenprächtigem Zierpaprika der Renner. Auch die Herbstastern gibt es noch. Kurz vor Weihnachten beginnt Alfred Thiele, Tulpen zu treiben. Die sind das „Brot“ im nächsten Frühjahr. Dann kommen Bartnelken, dann der Sommerflor. Thiele schaut darauf, nur Gewächse zu treiben, die sich rentieren. Viele Blumen für die Sträuße werden zugekauft; ein Anbau würde sich für den kleinen Betrieb nicht lohnen. 1,4 Hektar groß ist das Grundstück samt Wohnhaus der Familie, 2000 Quadratmeter heizbare Gewächshausfläche hat der Betrieb, 800 Quadratmeter ohne Heizung kommen dazu. Mit viel Unternehmergeist haben die Thieles den väterlichen Gärtnerbetrieb stärker zum Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Den Kunden werden reichlich gestalterische Anregungen geliefert. „Hydrokultur, Deko, Gestaltung von Hausmessen“, nennt Karin Thiele Stichworte. Auch mit dieser Kompetenz wird Blumen Thiele von vielen Nachbarn im Industriepark geschätzt.
1956 gab es für den einsamen Betrieb in Waldau „nur mit Mühe und Not Strom“, erinnert sich Alfred Thiele. Die Straße war aber dann schnell fertig. Was mit den Amerikanern zu tun hatte, die in jener Zeit noch den alten Waldauer Flugplatz nutzten.

Von Jörg Steinbach, HNA