Industriepark Kassel 1991 und heute

Historie

Erster Spatenstich 1965

Bereits im Jahr 1965 siedelte sich mit der neu gegründeten Union SB – Großmarkt und Co KG der erste ‚Großbetrieb’ im Industriepark an. Straßen waren zu dieser Zeit noch Fehlanzeige. Um das Anwesen für den Verkehr erreichbar zu machen wurde von Edeka eine Zubringerstraße angelegt, die heute Teile der Falderbaumstraße bildet.

Ein weiteres wichtiges Datum war im Jahr 1968 die Räumung des früheren Fieseler – Flugzeugwerkes II durch die amerikanische Armee und die gleichzeitige Freigabe der Hallen zur Nutzung durch die Industrie. Schnell gab es erste Überlegungen durch Stadt und Land Kassel für ein Industriegebiet auf dem Gelände. ‚Planung kennt keine Grenzen’ hieß es in der HNA vom 16. November 1968, als das zukunftsträchtige Projekt vorgestellt wurde.

Erste Erschließungsarbeiten für den Industriepark Waldau begannen im Winter des Jahres 1968. Ein großes Hinweisschild macht ab Winter 68/69 auf das neue Industriegebiet aufmerksam.

Das Jahr 1969 kennzeichnete den Zeitpunkt, an dem es ‚richtig' losging. Man begann die Planung in Realitäten umzusetzen - in Form konkreter Unternehmensansiedlungen. Der vermutlich erste Vertrag zwischen Stadt Kassel und einem Unternehmen war der Vertrag mit der Firma Ladenbau Maier (später Maier und Pistor), die Verkaufseinrichtungen für Bäckereien, Metzgereien, Cafes und Ähnliches weltweit planten und bauten. Auch in dem Areal von Fuldabrück-Bergshausen ging es zu diesem Zeitpunkt los. Hier siedelte sich mit Böker-Brot ein Großbackbetrieb an, der später die bundesweit bekannte Brotmarke ‚Golden Toast’ auf den Markt brachte.

Um das neue Industriegebiet vorrangig zu bearbeiten wurde im März 1970 durch das hessische Wirtschaftsministerium der Auftrag erteilt, dass Stadt und Landkreis Kassel ein gemeinsames Konzept zur Wirtschaftsförderung erarbeiten. 1970 waren von insgesamt 835.000 verfügbaren Quadratmetern bereits circa 200.000 an Unternehmen vergeben, zum Beispiel an AEG/Telefunken, an die Johanniter Quelle E und H Kropf, an die Möbelgroßhandlung Friedrich Flamme oder auch an die Hervis Hermann Visser Kleiderfabrik.

Nicht nur die Unternehmen sollten von ihrer Standortwahl profitieren. Auch Kassel und die Gemeinde Lohfelden, die der Stadt 1975 einen Teil des Geländes abgetreten hatte, hofften auf Steuereinnahmen und Arbeitsplätze. Noch fehlte die Infrastruktur, mussten Straßen, Kanäle, Strom- und Wasserleitungen gebaut und verlegt werden. 1977 gab es das lang erwartete grüne Licht für die ergänzende Erschließung des Gebietes Waldau-Lohfelden. Hier sollten nun weitere Industriebetriebe angesiedelt werden. Beauftragt mit der Planung, Erschließung, Werbung und Finanzierung. wurde die Hessische Landes- und Treuhandgesellschaft (HLT).

Der erste Spatenstich zur Erschließung des Gewerbegebietes Waldau-Lohfelden erfolgte im Oktober 1978. Es sollte „das bedeutendste Vorhaben im nordhessischen Raum zur Industrie- und Gewerbeansiedlung" sein, so Karlheinz Zahn, zur damaligen Zeit Geschäftsführer der Hessischen Landesentwicklungs- und Treuhandgesellschaft (HLT). Schon im Dezember 1977 war der Vertrag zwischen der Stadt Kassel und der HLT unter Dach und Fach: Bis 1985 sollten 120 Hektar Land an der Stadtgrenze bei Waldau und Lohfelden erschlossen und an Industriebetriebe vermittelt werden. Auf 80 Millionen Mark wurden die Kosten des Projekts veranschlagt, das zur Strukturverbesserung im Ballungsraum Kassel beitragen sollte. 23 Millionen musste die Stadt Kassel tragen, der Rest kam vom Land.

Das Autobahnkreuz Kassel-Mitte war eine gute Voraussetzung für eine rasche Entwicklung des neuen Gewerbegebietes. Zudem wurde bereits an der „Südtangente“ (heutige A 49) sowie der Verbindungsstraße zwischen den Bundesstraßen 7 und 83, die den Industriepark Waldau erschließen sollte, eifrig gebaut.

Unter dem Motto: „Nur wer der Industrie qualifizierte Standorte anbietet hat Chancen, im Wettbewerb der Ansiedlungsmärkte zu bestehen“ begründete der erste ‚echte’ Spatenstich die Erweiterung um das Gebiet Waldau-Ost im Jahr 1983. Als eines der ersten Unternehmen errichtete das Architekturbüro RSE im neuen Areal Waldau-Ost die neuen Unternehmensgebäude in der Heinrich-Hertz-Straße.

Ende der 1980er Jahre wurde der Industriepark Waldau-West um rund 100 Hektar östlich erweitert, denn die zunächst vorgesehenen Flächen im Westen reichten nicht mehr aus. Gut zwei Jahrzehnte nach dem ersten Spatenstich für das Industriegebiet hatten hier 6000 Beschäftigte in den rund 160 Firmen Arbeit gefunden. Im Lauf der Jahre wurden weitere Flächen entwickelt und erschlossen, die heute zum Areal des Industrieparks gehören, so das Güterverkehrszentrum Kassel (2003) und der Lohfeldener Rüssel (2006). Seitdem haben sich zahlreiche weitere produzierende und exportorientierte Unternehmen, Global-Player der Logistik, Groß- und Einzelhandel, spezialisierte Dienstleister und Handwerksbetriebe angesiedelt.

Heute befinden sich mehr als 500 Unternehmen im Industriepark, die zusammen über 10.000 Mitarbeiter beschäftigen. Vorwiegend mittelständisch geprägte Unternehmen fertigen hier Produkte für den Weltmarkt, zum Beispiel Übergangssysteme für Züge und Busse, Transportgeräte und Gepäckwagen für Flughäfen oder Sondermaschinen und Systemkomponenten für die Automobilindustrie. Eine breite Palette innovativer regional und überregional orientierter Dienstleister ergänzt das Angebot vor Ort: Ob Fuhrparkmanagement, Bau- und Architektenleistungen, IT- und Kommunikationsdienstleistungen, Logistikdienste, Service-Center oder Hotels – die Liste ist lang. Bedeutende Bildungsinstitutionen sind ebenfalls hier ansässig, zum Beispiel das Bildungszentrum Kassel der Kammern oder die Berufsfachschule des Deutschen Zimmererhandwerks. Besonders an den Wochenenden sorgen auch die Möbel-, Bau- und Gartenmärkte in dem Areal für Frequenz.

Quellen: C. Külzer-Schröder, RegioWiki (HNA), Wirtschaftsförderung Region Kassel GmbH