Die Kasseler Spedition Diebel

Zukunft auf der Straße - eine Ausbildungsquote von zwölf Prozent ist spitze!

August 2009 - von Jörg Steinbach/HNA

Spedition Diebel„Ich bin schon als Kind gern bei meinem Vater im Lastwagen mitgefahren“, erzählt Sarah Klemme. Deshalb war für die 17-Jährige aus Witzenhausen klar: „Ich will Berufskraftfahrerin werden.“ Jetzt hat sie bei der Kasseler Spedition Diebel ihre Ausbildung begonnen - zusammen mit 19 weiteren jungen Menschen. Das Unternehmen mit der weit überdurchschnittlichen Ausbildungsquote von fast zwölf Prozent will damit einen Beitrag zur Nachwuchsförderung in Nordhessen leisten.
In der Spedition im Industriepark Kassel mit 370 Mitarbeitern (siehe
Hintergrund) sind damit jetzt 44 Auszubildende beschäftigt. „Unser Ziel ist, auch alle zu übernehmen“, sagt Geschäftsführer Oliver Dachtler. In diesem Jahr, räumt er ein, habe man „auch aus politischen Gründen“ so viele Auszubildende eingestellt. Lehrstellen werden dringend gebraucht. Und das Unternehmen will sich heute schon die Fachkräfte für morgen sichern.
Derzeit stehen bundesweit nicht nur mindestens 60 000 Lkw ohne Aufträge herum, sondern auch ebenso viele Fahrer auf der Straße, schätzt Dachtler.
Trotzdem bildet Diebel aus. Denn wenn es wirtschaftlich wieder aufwärts geht, werden die Fahrer wieder knapp. „30 000 pro Jahr geben auf“, rechnet Dachtler vor. In zwei Jahren gibt es keine arbeitslosen Trucker mehr, aber vielleicht wieder viel mehr zu transportieren. Dann zahlt es sich aus, eigenen Nachwuchs auszubilden. Damit ist das Unternehmen auch seit 2005 gut gefahren, als die Entscheidung für mehr eigene Ausbildungsplätze fiel. Als es in den Boom-Jahren 2007 und 2008 für Spediteure kaum mehr möglich war, neue Fahrer zu bekommen, konnte das Unternehmen auf den eigenen Nachwuchs zurückgreifen.
Diebel bildet nicht nur Berufskraftfahrer, sondern auch Kfz-Mechatroniker für die eigene Werkstatt und Büro- sowie Speditionskaufleute aus. Viele der Auszubildenden kommen aus den neuen Bundesländern. Dort haben Trucker noch kein Imageproblem, sind Lkw-Fahrer gut angesehen. Das wird wegen der Arbeitszeiten fernab von Familie und Zuhause nicht so bleiben, vermutet Spediteur Dachtler: „Langfristig werden wir Nachwuchsprobleme bekommen.“ Dass der Trucker-Job nicht gerade familienfreundlich ist, beeindruckt den neuen Diebel-Nachwuchs allerdings kaum. „Man kommt in Europa herum und sieht was“, sagen Rafael Koreng (19), der seine Traktorenschlosser-Ausbildung in Sachsen aufgab und jetzt in Kassel lernt, und Marcel Flörke (17) aus Reinhardshagen, der ebenfalls seinem Vater ans Lkw-Lenkrad folgt. „Und später kann man dann auch in den Nahverkehr gehen“, sagt Sarah Klemme: „Dann ist man abends ja zuhause.“

Hintergrund: Diebel ist Spezialist für Transportlogistik

Die Spedition Diebel ist ein auf Transportlogistik spezialisiertes Dienstleistungsunternehmen und seit über 35 Jahren im Geschäft mit komplexen, zeitgetakteten Transporten. Das Unternehmen hat 370 Mitarbeiter und ist seit 2000 an der Falderbaumstraße 31 im Industriepark Kassel ansässig. In Damme bei Osnabrück und im nordspanischen Vidreres nahe Barcelona am Mittelmeer gibt es Stützpunkte. Diebel arbeitet europaweit, jedoch hauptsächlich in Deutschland, Frankreich und Spanien. Der Fuhrpark besteht aus rund 170 Lkw, 180 Anhängern und 800 Wechselbrücken; das Durchschnittsalter der Fahrzeuge liegt unter zwei Jahren. Seit 1976 arbeitet die Spedition bis heute mit dem Deutschen Paket-Dienst (DPD) zusammen. Der Jahresumsatz des Unternehmens liegt bei rund 40 Millionen Euro.